Das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen gab 10. Juni 2020 den Startschuss für den bundesweiten Rollout der durch LKA-IT-Experten entwickelten Software zur Bekämpfung von Kinderpornografie. Die seit Anfang des Jahres in Niedersachsen eingesetzte Software wird im Rahmen des Programms „Polizei 2020“ Polizeibehörden aus Bund und Ländern zur Verfügung gestellt.
In den letzten Jahren sind die Datenmengen, die durch die Polizei im Rahmen von Ermittlungen beschlagnahmt und ausgewertet werden müssen, auf ein kaum mehr handhabbares Niveau angestiegen. Kinder- und jugendpornografische Dateien werden zunehmend über das Internet, mittels mobiler Endgeräte oder über Messengerdienste und Tauschbörsen verbreitet. Das führt zu stetig steigenden Fallzahlen: 2019 wurden in Niedersachsen 75 Prozent mehr Fälle von Verbreitung pornografischer Schriften registriert als noch im Vorjahr. Die riesigen Mengen an Bild- und Videomaterial stellen die Sicherheitsbehörden vor Probleme, da die Daten vollständig gesichtet und ausgewertet werden müssen. Nach kriminalistischer Erfahrung sind in den überwiegenden Ermittlungsverfahren ca. drei Viertel der zu sichtenden Dateien nicht tatrelevant.
Seit Anfang des Jahres setzt die Polizei in Niedersachsen im Rahmen eines Pilotprojektes eine Software auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) ein, die durch IT-Experten des LKA Niedersachsen entwickelt und darauf trainiert wurde, relevante von unrelevanten Daten zu trennen. Diese bisher bundesweit einmalige Eigenentwicklung unterstützt durch die automatisierte Vorsortierung eine wesentlich schnellere Sichtung beschlagnahmter Bilder und Videos. Der hohe manuelle Sichtungsaufwand bei den beteiligten Stellen und damit verbundene lange Verfahrensdauern sollen deutlich reduziert werden. Die ersten Rückmeldungen aus den Flächenbehörden in Niedersachsen zeigen bereits, dass die Software den Erwartungen gerecht wird und „nicht relevantes“ Bildmaterial erfolgreich vorselektiert. Niedersachsen blickt nun mit Spannung auf die Rückmeldungen der Pilotteilnehmer, die die Software ebenfalls kritisch prüfen werden.
bf (Quelle: Pressemeldung LKA Niedersachsen)