YouTube, Facebook und Twitter gehören heute zum Alltag vieler Jugendlicher. Soziale Medien dienen der Information und Unterhaltung – allerdings können junge Menschen auf diesen Plattformen auch auf Inhalte stoßen, die Hass verbreiten und zu Gewalt aufrufen. Propaganda aus dem Internet ist daher Gegenstand der Extremismusprävention. Um junge Menschen aufzuklären und mit den erforderlichen Medienkompetenzen auszustatten, die einen konstruktiven Umgang mit Propaganda, sogenannten Fake News und „Hate Speech“ ermöglichen, hat das Bundeskriminalamt (BKA) in Kooperation mit Wissenschaftlern und Präventionsakteuren das EU-geförderte Präventionsprogramm „CONTRA“ erarbeitet. „Das dabei entstandene pädagogische Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler von Haupt- und Realschulen sowie von Berufsschulen“, erläutert Dr. Uwe Kemmesies, Leiter der Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus im Bundeskriminalamt. Zwei Jahre haben die Mitarbeiter des Projektkonsortiums an der Ausarbeitung der Lehrmaterialien gearbeitet. CONTRA steht für „Countering Propaganda by Narration Towards Anti-Radical Awareness“. Der englische Titel erläutert die Vorgehensweise des Programms: Die Jugendlichen sollen sich mit propagandistischen Botschaften auseinandersetzen und diesen mit selbstentwickelten Counter Narrativen begegnen. Dabei handelt es sich um Botschaften, die eine „Gegenerzählung“ zur extremistischen Propaganda bilden. Die positive Wirkung dieser Counter Narrative hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Terrorismus/ Extremismus des BKA in einer Vorstudie belegen können.
„Ziel der Unterrichtseinheiten ist es, die Medienkompetenz junger Menschen zu stärken“, erläutert Dr. Ali Hedayat, wissenschaftlicher Mitarbeiter des BKA. Jugendliche sollen für die Inhalte von Hassbotschaften und Propaganda sensibilisiert und befähigt werden, Manipulationsversuche sowohl aus dem Bereich des Rechtsextremismus als auch aus dem Bereich des religiös begründeten Extremismus zu erkennen und in Frage zu stellen. Das Projektkonsortium unter der Leitung des Bundeskriminalamts hat mit „CONTRA“ eine Vorreiterrolle übernommen: Das mit Mitteln der EU-Kommission finanzierte Programm soll für Schulen in ganz Europa zugänglich gemacht werden. Dazu ist es bereits in weitere Sprachen übersetzt worden. „Die Stärkung der Medienkompetenz junger Menschen in Zusammenhang mit Extremismus und Populismus ist EU-weit ein Thema“, sagt Hedayat. „CONTRA soll dazu beitragen, Lehrerinnen und Lehrer europaweit in ihrer Arbeit zu unterstützen und ihnen konkrete Handlungsempfehlungen zu geben.“
Informationen zum Projekt CONTRA sowie die Handreichung und Unterrichtsmaterialien, zu denen auch Multimedia- Inhalte gehören, finden Interessierte unter www.project-contra.org. Auf Anfrage können sich Interessierte die Materialien auch kostenlos vom BKA zusenden lassen. Anfragen hierfür können an poststelle@ bka.de-mail.de gerichtet werden. Sowohl das Projekt an sich als auch die ebenso umfangreichen wie zielführenden Unterrichtsmaterialien können uneingeschränkt empfohlen werden. Wie wichtig die Förderung der Medienkompetenz im Allgemeinen und der Medienkritikfähigkeit im Besonderen ist, belegen auch Anja Kegler und Günther Bubenitschek in ihrem Aufsatz über Kriminalprävention und Medienpädagogik in der Kriminalistik-Ausgabe April 2019.
bf (Quelle: Pressemeldung BKA vom 15.2.2019)