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Schwere Zeiten

Editorial der Ausgabe Januar 2021

Verehrte Leserinnen und Leser,

vor einem Jahr, an Silvester 2019, wurde erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, dass es in der chinesischen Provinz Wuhan zu einer Häufung unerklärbarer Lungenerkrankungen gekommen ist. In kürzester Zeit entwickelte sich daraus eine Pandemie, die unser Leben und unseren Alltag verändern sollte wie kein anderes Ereignis in der Nachkriegsgeschichte. Die Rückblicke auf das Jahr 2020 stehen ganz unter dem Eindruck dieses Geschehens. Die „guten“ Werte vom Frühjahr wurden trotz Warnungen von Experten verspielt. Vor allem auch deutsche Wissenschaftler und Unternehmen arbeiten erfolgreich und in Rekordzeit an der Entwicklung von Impfstoffen. Leider sind wir im Augenblick noch nicht in der Lage, unsere Mitmenschen damit möglichst schnell zu versorgen und umfassend zu schützen. Aber statt Fehleinschätzungen und Versäumnisse einzuräumen und schnell zu korrigieren, wird moralisiert und die Gefahr eines „Impfnationalismus“ heraufbeschworen.


Die ganze Welt richtete ihre Aufmerksamkeit im vergangenen Jahr auf die USA, nicht nur wegen der dort besonders schrecklichen Entwicklung von Covid-19 und der Präsidentenwahl. Auch der gewaltsame Tod von George Floyd am 25. Mai in Minneapolis bei einer Festnahme sorgte für Entsetzen und führte weltweit zu Protestaktionen. In Deutschland verstärkte sich in der Folge die Rassismusdiskussion. Die Verhältnisse in den USA wurden leider teilweise undifferenziert bis in die Spitzenpolitik übernommen und pauschal auf die deutsche Polizei übertragen. In Ermangelung belastbarer Forschungsergebnisse forderte man vehement eine entsprechende Studie, bemühte aber in den Medien sofort „wissenschaftliche“ Erkenntnisse mit erkennbaren Schwächen als Beleg für den „latenten Rassismus“ in der Polizei. Mediale Omnipräsenz erreichte das Bochumer Projekt KviAPol, über das Laila Abdul-Rahman und Prof. Dr. Tobias Singelnstein in der Kriminalistik 8-9/2020 berichteten. Renommierte Wissenschaftler wie Prof. Dr. Dirk Baier und Prof. Dr. Christian Pfeiffer sowie Forscher an Polizei-Hochschulen wie Martin Hoch und Claudio Thunsdorff sowie Dr. Axel Henrichs setzen sich kritisch mit dieser Veröffentlichung auseinander. Dass sich die Polizei intrinsisch schon lange weiterentwickelt hat, belegen Blicke in die Curricula der Hochschulausbildung und exemplarisch allein in diesem Heft die Aufsätze von Dr. Dirk Götting über eine niedersächsische Initiative zur Stärkung der demokratischen Widerstandskraft in der Polizei und von Prof. Dr. Clemens Lorei zur Praxis der Deeskalation von Polizeibeamten in Einsatzlagen. Kommunikation statt Gewalt ist unstrittig, ebenso aber auch, dass bei der Ausübung des Gewaltmonopols der Einsatz körperlicher Gewalt in Form des unmittelbaren Zwangs zum Arbeitsalltag der Polizei gehört. Erfreulich weitsichtig zeigte sich der Bundesinnenminister, der eine Langzeitstudie nicht nur mit einem eindimensionalen, sondern umfassenderen Ansatz an die Deutsche Hochschule der Polizei in Auftrag gegeben hat.


Das neue Jahr 2021 stellt uns vor gewaltige, noch nie dagewesene Herausforderungen. Um sie zu bewältigen, müssen wir vor allem zu mehr gesellschaftlicher Geschlossenheit und Solidarität zurückfinden. Nur dann wird es uns gelingen den nächsten Jahreswechsel wieder weitgehend so zu gestalten, wie wir es gewohnt sind und es uns wünschen. Bleiben Sie gesund!

Ihr
Bernd Fuchs
Chefredakteur
 


Verlag C.F. Müller

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