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Hass und Hetze

Editorial der Ausgabe Januar 2020

„Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit“
(Dietrich Bonhoeffer)
 

Verehrte Leserinnen und Leser,

nur wenige Klicks genügen, um Soziale Netzwerke, Blogs und Foren zu nutzen. Die Offenheit und Anonymität des Internets verleiten aber auch zur Hetze gegen Andersartige oder anders Denkende, zur Verbreitung von Hassbotschaften oder zum offenen Gewaltaufruf. Es verwundert nicht, dass 2018 77 Prozent der Hass-Postings der Politisch Motivierten Kriminalität -rechts- zuzuordnen waren. Sie bereiten letztendlich auch den Boden für Mordanschläge wie auf Dr. Walter Lübcke und die Synagoge in Halle. Aufgrund dieser Entwicklungen stellte das BKA seine Herbsttagung 2019 ganz in den Fokus der Bekämpfung von Hass, Ausgrenzung und Gewalt, wie Präsident Holger Münch in seinem Grußwort und in seiner Hauptrede hervorhob. Von beklemmender Aktualität sind in diesem Kontext die Worte Dietrich Bonhoeffers über die Dummheit, die er 1943 mit klarem Blick auf das eigene Schicksal und das von Millionen Menschen niederschrieb.

Die Dynamik der extremistischen Gewalt-Radikalisierung entspringt vielen Quellen, ist aber ohne die oft manichäischen Freund-Feind-Perzeptionen der politischen Kontrahenten nicht angemessen zu verstehen. Zu diesem Befund kommt Prof. Dr. Uwe Backes in seiner Rede auf der BKA-Herbsttagung, die er zu einem Aufsatz ausformuliert hat. Nach seiner Einschätzung bilden diese Perzeptionen den Kern des politischen Selbstverständnisses und sind entscheidend für die Gewaltlegitimierung bei allen Extremisten. Mit „Unseren Hass den könnt ihr haben“ titelt Dr. Christian Herrmann seine Analyse des Linksextremismus/-terrorismus. Dieser Phänomenbereich wird leider immer unzureichender wahrgenommen. Selbst ein in der Silvesternacht in Leipzig durch marodierende Linksautonome schwerstverletzter Polizist ist vielen allenfalls eine lästige Randnotiz wert.

Zunehmend ideologisch unterwandert ist offensichtlich auch die „Fridays for Future Germany“- Bewegung. Sie ist wohl endgültig im klandestinen Klassen- und nunmehr offenen Generationenkampf angekommen. Den Beleg liefert sie selbst durch einen Tweet vor Heiligabend: „Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch bald nicht mehr dabei.“ Die breite Empörung wurde zunächst mit der Frage „Was darf Satire?“ abgetan. Als das nicht mehr half, folgte eine Entschuldigung, die keine ist: „Natürlich entschuldigen wir uns bei allen, die es falsch verstanden haben“. Wer keine Steigerung durchbrennender Sicherungen mehr für möglich hielt, wurde nur wenige Tage später vom WDR-Kinderchor eines Besseren belehrt. Die instrumentalisierten Kinder mussten singend (ihre) Omas als „Umweltsau“ beschimpfen. Den kurzerhand zur Satire erklärten verbalen Klimawandel darf dann noch ein „freier“ Mitarbeiter des WDR toppen, der öffentlich Omas kollektiv als „Nazisau“ bezeichnet. Aufschlussreich sind vor allem die Reaktionen der Verantwortlichen und der Politiker.

Auch solche fürchterlichen Tweets sind Keile mitten in das Herz unserer Gesellschaft und werden sie weiter spalten. Leider stehen noch viele andere Zeichen auf Sturm, so dass es, bei so viel Dummheit als gefährlicherer Feind des Guten, nämlich unserer demokratischen Werte, zunehmend schwerfällt, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Aber vielleicht ist das nur der Blick eines lästigen Großvaters, der „bald nicht mehr dabei ist.“ Hoffen lässt die breite und meist einhellige Positionierung vieler Menschen, auch wenn ihre Wortmeldungen gleich wieder aus den üblichen Ecken als heiß laufende „Empörungsmaschine“ diffamiert werden. Dennoch oder jetzt erst recht:

Ein herzliches Glückauf für 2020!

Ihr
Bernd Fuchs
Chefredakteur
 


Verlag C.F. Müller

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