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"Takedown" gegen Viren

Editorial der Ausgabe Februar 2021

Verehrte Leserinnen und Leser,

Anfang Januar meldeten deutsche Sicherheitsbehörden durchschlagende Erfolge gegen das digitale Virus Emotet. Nach umfangreichen grenzüberschreitenden Ermittlungen konnte die Infrastruktur, bis hin zum Administrator-Server, einer der weltweit gefährlichsten Schadsoftware übernommen und zerschlagen werden. Beim professionell durchgeführten „Takedown“ koordinierten die EU-Agenturen Europol und Eurojust den zeitgleichen Einsatz von einigen hundert Ermittlern in mehreren europäischen Staaten, in Kanada und in den USA. Die internationale organisierte Cybercrime und ihr lukratives Geschäftsmodell „Malware-as-a-service“ dürfte einen empfindlichen Rückschlag erlitten haben (siehe Aktuelles S. 71). Erfreulicherweise funktioniert die Kooperation der EU zumindest noch im Sicherheitsbereich auf operativer Ebene, leider ganz im Gegensatz zu den Handlungsfeldern wie der Flüchtlingspolitik und mit besonders tragischen Folgen der Pandemiebekämpfung.

Ende August 2020 erreichten Spam-Mails mit Erpressungsversuchen Unternehmen und Einrichtungen kritischer Infrastrukturen, unter anderem in Wien und Hannover. Sie führten zu einem Großeinsatz der Polizei, eine Evakuierung von Krankenhäusern konnte gerade noch vermieden werden, ebenso wie die Zahlung von Erpressungsgeldern in Form von Bitcoins. Trotz spektakulärer Erfolge wie bei Emotet muss immer wieder kritisch hinterfragt werden, ob speziell die Polizei an der Basis professionell aufgestellt ist. Dr. Frank-Holger Acker verdeutlicht die Bedeutung digitaler Ermittlungen in der Fläche und warum ein Cyberprofiling fester Bestandteil der polizeilichen Ermittlungsarbeit 2.0 sein muss. Im Internet ist Kriminalität so sichtbar und präsent, dass sie teilweise nicht mehr als etwas Ungewöhnliches wahrgenommen wird. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger erkennt darin in Ansätzen eine Durchbrechung der „Präventivwirkung des Nichtwissens“ und sieht als mögliche Reaktion hierauf nur eine grundlegende neue Sicherheitsstrategie für einen globalen digitalen Raum.

Die Notwendigkeit und Möglichkeiten konzertierter Aktionen beschreiben Büsra Sari und Jörg Lehnert am Beispiel der Verbundeinsätze bei der Kontrolle von Autohöfen als weitere Facette im Kampf gegen kriminelle Clans. An der Erstellung und Verbreitung islamistischer Propaganda beteiligen sich Frauen aktiv und verstehen ihre Rolle nicht als zweitrangiges Geschlecht im Kampf für das Kalifat. Die Islamwissenschaftlerin Dr. Eliane Ettmüller gewährt Einblicke in deren Selbstdarstellung). Auch in der rechtsextremen Szene sind Frauen ein wesentlicher Bestandteil. Verena Fiebig hat ihre Bedeutung analysiert und geht davon aus, dass der Rechtsextremismus als Ideologie sowie seiner manifesten Ausgestaltung ohne Frauen nicht denkbar wäre.

Der Tatort ist der Schlüssel zur Tataufklärung. Er liefert nicht nur Spuren, sondern auch Hinweise auf das Psychogramm des Täters. Oliver Hintz zeigt die Möglichkeit und Grenzen der Tathergangsanalyse auf. Zur dreidimensionalen Dokumentation und Vermessung von Ereignisorten, Tatwerkzeugen, Fahrzeugen sowie lebenden und verstorbenen Personen setzen die Rechtsmedizin der Universität Zürich und das Forensische Institut Zürich eine große Bandbreite verschiedener bildgebender Verfahren ein. Die Einrichtung des 3D-Zentrums Zürich ist ein Musterbeispiel für eine folgerichtige, international wohl einzigartige Zusammenarbeit zwischen Forensik und Rechtsmedizin. Till Sieberth, Dr. Lars Ebert, Erika Dobler, Jörg Arnold und Martin Wermuth erläutern die Tätigkeitsbereiche und geben nicht nur für Kriminalisten anhand aktueller Forschungsthemen einen spannenden Ausblick in die Zukunft forensischer Bildgebung.

Ihr
Bernd Fuchs
Chefredakteur


Verlag C.F. Müller

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