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Editorial der Ausgabe April 2022

Verehrte Leserinnen und Leser!

Einen Schwerpunkt am Beginn des Heftes bildet die Thematik der Reichsbürger, Selbstverwalter und Querdenker. Die Problematik Reichsbürger und Selbstverwalter beschäftigt die Sicherheitsbehörden und die Öffentlichkeit zwar schon seit 2016, doch sind diese Phänomene nach wie vor sehr aktuell. Insbesondere haben sie in der Zeit der Corona-Beschränkungen im Zusammenhang mit der Querdenker- Bewegung wieder Auftrieb erhalten. Herrmann beschreibt die Szene der Reichsbürger/Selbstverwalter in der Bundesrepublik Deutschland, indem er einen Überblick über die ideologischen Grundlagen sowie das Gefährdungspotential dieser Gruppierungen gibt. Goertz untersucht aktuelle Akteure und Trends bei Reichsbürgern/Selbstverwaltern und beim Rechtextremismus allgemein. Dabei geht er auf rechtsextremistische Parteien und die rechtsextremistische Einflussnahme auf das Corona-Demonstrationsgeschehen ein. In Folgebeiträgen wird er zu ausgewählten Aspekten die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine für Deutschland und Europa in Bezug auf die Innere Sicherheit untersuchen. Blume geht in seinem Beitrag der Frage nach, weshalb gerade die Judenfeindlichkeit eine so weite Verbreitung gefunden hat, auch in aufgeklärten Gesellschaften nach wie vor präsent ist und welche Bedeutung die als Reaktion auf die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie zu verstehende Querdenkerbewegung in diesem Kontext hat.

Ebenfalls ein scheinbar altes Thema – die Cannabisleglaisierung – rückt mit den Plänen der neuen Bundesregierung wieder in den Fokus. Diese Entwicklung sieht Habschick, der sich schon vor Jahren (auch in der KRIMINALISTIK) intensiv mit dem Thema beschäftigt hatte, sehr kritisch, indem er die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen einer solchen Reform aufzeigt und danach fragt, wem eine Legalisierung nützen würde und wer daran verdient.

Papadopulos beschäftigt sich im ersten Teil seines auf zwei Teile angelegten Aufsatzes mit der Frage, warum das Bedrohungsmanagement in die Online-Räume vordringen sollte und nimmt in diesem Heft eine Einordnung des allgemeinen und speziellen Bedrohungsmanagements in der Architektur der Inneren Sicherheit vor. Dem soll ein zweiter Teil folgen, der sich näher mit digitalen Räumen und dort zu verortenden Ansätzen des Bedrohungsmanagements befassen wird.

Für das wiedervereinigte Deutschland war 1992 ein bedeutsames Jahr im Hinblick auf den Umgang mit dem ehemaligen ersten Sekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Dieser war nach einem Aufenthalt im sowjetische Militärhospital bei Beelitz im März 1991 mit einem sowjetischen Militärflugzeug nach Moskau ausgeflogen worden. Wendt beschreibt in einer historischen Betrachtung die Umstände und Maßnahmen der Personenfahndung nach Honecker und dessen Festnahme.

Schon in Heft 3/2022 wurde über die menschliche Gesichtsverarbeitung im Polizeidienst als eine mögliche neue Ressource für die Polizei anhand einer empirischen Studie zur wissenschaftlich gestützten Identifizierung für den Polizeidienst geeigneter Personen im Polizeipräsidium Koblenz berichtet. Um die dort angesprochene Bedeutung von Personen mit herausragenden Fähigkeiten des Langzeitgedächtnisses für Gesichter (sog. „Super Recogniser“) geht es im Beitrag der Schweizer Redaktion von Wyss, der in der Forschung und Praxis angewendete Testverfahren und Methoden vorstellt, mit denen derart talentierte Menschen identifiziert und in die Polizeiarbeit integriert werden. Grundlage des Beitrags ist eine vom Autor verfasste und 2020 mit dem Innovationspreis des Verbandes Schweizerischer Polizeibeamter ausgezeichnete Diplomarbeit.

Ihre
Chefredaktion
Joachim Faßbender und Sigmund Martin


Verlag C.F. Müller

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