Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
sexuell konnotierter Machtmissbrauch durch polizeiliche Führungskräfte steht wie kaum eine andere Verhaltensweise diametral zu den Führungsgrundsätzen und Wertvorstellungen der deutschen Polizei. Dennoch bedürfen immer wieder Sachverhalte der gerichtlichen Klärung und führen mitunter zu überraschenden Ergebnissen wie der Beitrag von Puglisi zeigt. Dieser soll zugleich auch Betroffene ermutigen, Vorfälle zur Anzeige zu bringen und sich von bagatellisierendem Verhalten übergeordneter Instanzen nicht abschrecken zu lassen.
Mit dem Urteil gegen Lina E. und Mitangeklagte hat die juristische Aufarbeitung der zum Teil lebensbedrohlichen Übergriffe auf (vermeintliche) Angehörige der rechtsextremistischen Szene ihr vorläufiges Ende gefunden. Mit ihrem ersten Beitrag zur vorgesehenen Beitragsreihe zur mutmaßlichen linksextremistischen kriminellen Vereinigung stellen Logvinov und Böhme die strafprozessuale Aufarbeitung und die diesbezüglichen Besonderheiten dar. Dieses Verfahren verdeutlicht einmal mehr, dass für das linkspolitische Lager in der Auseinandersetzung mit dem rechtspolitischen offenbar andere Maßstäbe gelten und dessen Angehörigen in der Folge die Menschenrechte immer wieder abgesprochen werden. Eine Haltung, die durch Solidaritätsbekundungen mit der Antifa – und damit auch der Militanten Antifa – auch Unterstützung aus dem politischen Raum erfährt.
Ist hier die Schwelle zum Terrorismus (noch) nicht überschritten, befassen sich die beiden folgenden Beiträge mit Terrorismus aus unterschiedlichen Perspektiven. Eßer legt in seinem ersten Beitrag zum Einfluss baulicher Strukturen auf die Auswahl terroristischer Anschlagsziele theoretische Grundlagen zu diesem situativen Präventionsansatz, während sich Azemi, Morina und Haziri einer vergleichenden Betrachtung des weltweiten Terrorismus mit dem des Kosovo widmen und die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie mit einbeziehen.
Wissert wurde für seine auf einem Pilotprojekt begründete Bachelorthesis zur OSINT-Recherche in Baden-Württemberg mit dem 2. Platz des diesjährigen „Zukunftspreis Polizeiarbeit“ ausgezeichnet und schlägt in seinem Beitrag eine Brücke zwischen Kriminalistik und Einsatz. Dabei stellt er kurz das Vorgehen und wesentliche Ergebnisse seiner Arbeit dar.
Dass Polizeiorganisationen einem z. T. erheblichen Personalmangel ausgesetzt und die Beschäftigten u. a. daraus resultierend mit einer hohen Arbeitsbelastung konfrontiert sind, ist bereits länger kein Geheimnis mehr und Gegenstand unterschiedlicher Studien. Wie sich die Situation konkret im Bundeskriminalamt darstellt, haben Fittkau und Reinhardt untersucht. In ihrem ersten Beitrag legen sie die Problemstellung und den aktuellen Forschungsstand dar. In einem Folgebeitrag werden dann die Ergebnisse der Studie vorgestellt.
Mit neu geschaffenen Möglichkeiten der Bewertung von DNA-Mischspuren befassen sich Thurau, Herbst und Menges in ihrem Beitrag zu „SmartRank: Erweiterte Datenbank-Recherche im Bereich der DNA-Analytik“ anhand eines aktuellen Falles und legen den Nutzen der Software dar.
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Joachim Faßbender und Sigmund Martin