Liebe Leserinnen und Leser,
die Thematik Sexualisierte Gewalt beschäftigt nicht nur Politik und Medien, wie die aktuelle Diskussion um das Prostitutionsschutzgesetz zeigt, sondern auch die Kriminalwissenschaften. Ein erster Schwerpunkt des vorliegenden Hefts befasst sich daher mit einzelnen Problembereichen dieser Gesamtthematik. Eine wichtige Frage für die Praxis ist, wie von Seiten der Polizei mit Opfern von sexueller Gewalt umgegangen wird. Der Beitrag von Üzüm und Dienstbühl beschreibt die Polizeiarbeit im Spannungsverhältnis der Viktimisierung. Einen weiteren Spezialbereich der Thematik Sexualisierte Gewalt nimmt die Diskussion um misogynes Verhalten und sexualisierte Gewalt in der Popmusik ein. Frey beginnt seinen zweiteiligen Beitrag zu diesem Thema mit einer historischen Betrachtung. Einen Bezug zum Oberthema Sexualisierte Gewalt hat auch die Problematik um KI-basierte künstliche Bildern, der Krupicka nachgeht. Diese Technik stellt aber nicht nur im Zusammenhang mit synthetischer Kinderpornographie, sondern auch in einer Vielzahl anderer Bereiche – z. B. beim Online-Betrug oder bei der Manipulation des politischen Diskurses durch künstliche Bilder von Polizeigewalt – eine Herausforderung für Polizei und Forensik dar. Paulus berichtet in seinem Beitrag zum Menschenhandel von einer Kampagne gegen Menschenhandel in der Schweiz, die mit einem ambitionierten Aktionsplan verbunden ist.
Die Bereiche Kriminaltaktik und Kriminaltechnik sind weitere Themen, die Internationale Zusammenarbeit ein zweiter Schwerpunkt des Heftes: Zimmermann beschreibt neue Herausforderungen beim Einsatz Verdeckter Ermittler. Das Autorenteam Holland, Hartmann, Piontkowski, Kosonov Kattenstroh und Bianchi stellt eine Vielzahl bilateraler Abkommen zu Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität der EU- und EFTS-Staaten vor. Hartleb zeigt mit seinem Bericht über die Teilnahme am 22. World Summit on Counter-Terrorism, der im September 2023 in Israel stattfand, wie aus einem Szenario praktisch unmittelbar mit den Angriffen der Hamas auf Israel am 7.Oktober 2023 Wirklichkeit wurde. Pretzel und Kuret stellen mit ihrer Beschreibung des Projekts „Handrückenseite“ eine spezielle KT-Untersuchungsmethodik vor, die der Identifizierung von Personen anhand ihrer biometrischen Merkmale dient. Ein auch im Themenfeld Terrorismus vielversprechender Ansatz. Wißner beschreibt in seinem Beitrag die Tätigkeit von EUPOL COPPS bei internationalen Polizeimissionen. Die Abkürzung steht für „EU Coordinating Office for Palestinian Police Support”. Das Hauptquartier der Mission befindet sich im Westjordanland.
In einem neuen Themenfeld nimmt Bode in seinem Beitrag das jüngst ergangene BVerGUrteil zur Entlohnung von Gefangenen zum Anlass, für eine diesbezügliche Verbesserung zu plädieren.
Im Beitrag der Schweizer Redaktion wird von Broger und Helfenberger die These vertreten, dass bei der Bekämpfung der Digitalen Kriminalität repressives Verhalten oft wenig zielführend ist und stattdessen durch proaktive Maßnahmen, für die sie eine Reihe praktischer Beispiele nennen, ersetzt werden sollte.
Im Campus-Teil findet sich diesmal ein einzelner umfangreicher Beitrag von Liebl, der über die Tätigkeit des Arbeitskreises „Empirische Polizeiforschung“ in den letzten 15 Jahren berichtet.
Joachim Faßbender, Prof. Dr. Sigmund P. Martin
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