Editorial der Ausgabe Mai 2024
Verehrte Leserinnen und Leser,
das Heft beginnt mit dem 3. Teil der auf fünf Teile angelegten Artikelserie zum kriminalistischen Denken von Hahn. Vorgestellt wird insbesondere das „Haus des Kriminalistischen Denkens“ („KD-Haus“) als ein Lehr- und Arbeitsmodell, das den Weg visualisiert, den sachverhaltsrelevante Informationen aus Spuren, Aussagen und Ermittlungsergebnissen bis zur Verwertung in der Hauptverhandlung nehmen.
Einen Schwerpunkt im vorliegenden Heft bilden Fragen der Technik: Der Beitrag von Rittelmeier stellt allgemein die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) und speziell als Beispiel ihrer Dienstleistungen die „Mobilfunkgerätevergleichssammlung“ vor. Er beschreibt, wie die geplante Sicherung eines Mobiltelefons oft anhand eines Vergleichsgeräts getestet wird. Um Technik geht es auch bei Sanchez-Hermosilla, der anhand eines Fallbeispiels aus einem Schwurgerichtsverfahren über die Möglichkeiten der Feststellung der Täterschaft durch digitale Spuren berichtet. Konkret geht es um die Probleme bei der Auswertung der Daten einer privaten Videoüberwachungsanlage, eines Fitness-Trackers und einer Health-App. Busch, Keßler und Wiegand befassen sich mit DNA-Spuren im Erkenntnisverfahren und insbesondere den Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem sog. DNA-Transfer etwa dahingehend stellen, ob die DNA des Beschuldigten über eine andere Person oder einen Gegenstand an den Tatort übertragen worden sein könnte.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der Auseinandersetzung mit politisch motivierter Kriminalität (PMK). Mannewitz befasst sich mit Inkonsistenzen behördlicher Gewaltklassifikation aus politikwissenschaftlicher Perspektive und plädiert für eine Reform dieser Klassifikation. Fiebig und Kurz untersuchen ein besonderes PMK-Phänomen: Die Vermischung der QAnon-Verschwörungsideologie mit der der Reichsbürger/Selbstverwalter.
Der Beitrag der Schweizer Redaktion von Kübli beschreibt, wie eine Präventionskampagne gegen Telefonbetrug in der Schweiz entwickelt, finanziert und umgesetzt wurde. Im Campus-Teil stellt zunächst Baumgart anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse die Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Mikroexpressionen in polizeilichen Vernehmungen dar. Sodann untersucht Schulz die Verschwörungstheorie des globalen Rechtsextremismus vom sog. „Großen Austausch“ und stellt dieser u.a. den deutschen „Aktionsplan gegen Rechtsextremismus“ gegenüber.
Joachim Faßbender, Prof. Dr. Sigmund P. Martin
Chefredaktion