Verehrte Leserinnen und Leser,
um kriminelle Aktivitäten bekämpfen zu können bzw. ihnen vorzubeugen, ist es wichtig, ein klares Bild von der Kriminalitätsentwicklung und der Entwicklung der Kriminalpolitik zu haben. Einen entscheidenden Anteil daran haben als Planungswerkzeuge periodische Sicherheitsberichte (PSP), denen eine Brückenfunktion zwischen Praxis, Politik und Wissenschaft zukommt. Neben dem nationalen PSP auf Bundesebene stellen Goebel und Otto insbesondere Konzept, Methodik und Herausforderungen dieser Berichtsform anhand des PSB des Freistaats Sachsen vor.
Soujon wirft einen kritischen Blick auf die aktuelle Gesetzeslage in der StPO und fragt, ob die Verwendung der Begriffe des „Verletzten“ und des „Opfers“ vor dem Hintergrund der Unschuldsvermutung berechtigterweise erfolgt. Horten und Brettel befassen sich mit sexualisierter Gewalt unter Altersgleichen im Kindes- und Jugendalter, das oft als normales Verhalten angesehen wird, obwohl die sexualisierte Gewalt unter Gleichaltrigen (Peers) weiterverbreitet ist als Übergriffe durch Erwachsene und die gleichen Schäden anrichtet.
Anknüpfend an den ersten Beitrag in Heft 3/2025 der Kriminalistik setzen Jäkel und Roll mit einem zweiten Teil ihren Beitrag zur effektiven Brandermittlung durch Forschung fort und widmen sich nun mathematisch-statistischen Verfahren im Rahmen der Brandermittlung und der Klassifikationen von Brandstiftern sowie der Entwicklung von Forschungsideen.
In dem englischsprachigen Beitrag aus dem Kosovo von Krasniqi, Hajdari-Krasniqi und Hasani geht es um kriminalistische und rechtliche Probleme, die bei der Identifizierung von Personen anhand äußerlicher Kriterien entstehen, wenn das Aussehen der Personen durch Schönheitschirurgie verändert wurde.
Der Beitrag der Schweizer Redaktion von Baier und Zubrist beschreibt aktuelle Entwicklungen der Jugendgewalt in der Schweiz und erklärt auf der Basis von Auswertungen der Polizeilichen Kriminalstatistik sowie unter Verweis auf Forschungsbefunde, warum eine Verschärfung des Jugendstrafrechts weder notwendig noch sinnvoll ist. Im ersten Beitrag des Campus-Teils widmet sich Baumgarten dem Konzept der Punitivität in der Kriminalpolitik und insbesondere in den Wahlprogrammen der großen deutschen Parteien. Punitivität bezeichnet die Tendenz oder Neigung, strenge Strafen oder Sanktionen zu verhängen. Im zweiten Beitrag des Campus-Teils beschreibt Evers den Einfluss von Deepfakes auf die Arbeit deutscher Sicherheitsbehörden, insbesondere im Hinblick auf die Strafverfolgung, den Schutz demokratischer Prozesse und den Umgang mit digitaler Gewalt.
Joachim Faßbender, Prof. Dr. Sigmund P. Martin
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